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Mit einem Segen in den Beruf: Azubi-Gottesdienst im Michel

Am 5. September fand der Azubi-Gottesdienst in der Hauptkirche St. Michaelis statt. Beteiligt war auch eine Schülerin der Ev. Berufsschule für Pflege.

Jedes Jahr wird im Michel der Start in den Beruf gefeiert – ein besonderer Lebensabschnitt, der mit Zuspruch und Segen begleitet wird. Eingeladen waren alle Auszubildenden, unabhängig von Ausbildungsjahr oder Religion, mit Freunden, Familien und Ausbildern. Rund 250 Azubis hatten sich versammelt. Hamburgs Bildungssenatorin Ksenija Bekeris sprach ein Grußwort.
Bischöfin Kirsten Fehrs hielt die Predigt. Zuvor sang Musiker Jan Keßler das Lied der Sportfreunde Stiller: „Ich wollte dir nur mal eben sagen, dass du das Größte für mich bist“. Fehrs griff dies auf: „Liebe Azubis, ihr seid das Größte für uns! Ihr seid die Fachkräfte von morgen.“

Auszubildende planen das Programm des Gottesdienstes

Vorbereitung und Gestaltung des Gottes­dienstes liegen traditionell in den Händen der Auszubildenden. Ihr diesjähriges Thema: Gott traut uns etwas zu, stärkt uns an Leib und Seele und schenkt uns Kraft, weiterzugehen. Zum Vorbereitungsteam gehörte auch Rada Aistermann, die mit 50 Jahren nun den Schritt wagt, eine Ausbildung zur generalistischen Pflegefachkraft an der Evangelischen Berufsschule für Pflege des Rauhen Hauses zus starten. Rada Aistermann war aktiv in die Gestaltung des feierlichen Azubi-Gottesdienstes eingebunden und erzählte vor dem Altar ihre persönliche Geschichte.

Pflegeschülerin des Rauhen Hauses hält einen Vortrag

Die Auszubildende kam 1993 von Montenegro nach Deutschland und absolvierte nach einigen Jahren in der Gastronomie eine Ausbildung zur Schwesternhelferin. Nach der Geburt ihrer zweiten Tochter, die häufig kränkelte, blieb Rada zehn Jahre zu Hause. „Als ich versuchte, wieder ins Berufsleben einzusteigen und eine weitere Ausbildung zur Pflegefachkraft zu machen, stieß ich auf viele Hindernisse. Meine erste Ausbildung wurde in Hamburg nicht anerkannt, und ich wurde überall als zu alt abgelehnt“, erinnert sie sich. Schließlich gab ihr der Arbeiter-Samariter-Bund eine Chance. Nun hat Rada ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen, und ihre beiden Töchter (24 und 14) sind stolz auf sie.

Kirsten Fehrs: "Wer neue Wege geht, braucht Rückhalt." 

„Insbesondere wenn wir Menschen neue Wege einschlagen, ist es immens wichtig, Zuspruch und Rückhalt zu erfahren. Es braucht buchstäblich Wind unter den Flügeln, um sich aufzumachen, sich etwas zuzutrauen, nicht aufzugeben und für seine eige­nen Träume zu kämpfen“, sagte Kirsten Fehrs. Und so erhielt jede*r Auszubildende, der oder die es wünschte, den Segen der BIschöfin, der sie auf ihrem neuen Weg begleiten soll.
Im Anschluss an die Veranstaltung wurde sich, wie in den vorigen Jahren, zu Snacks und Gesprächen auf dem Michel-Vorplatz versammelt.  

Rada Aistermann, Auszubildende der Ev. Berufsschule, mit Bischöfin Kirsten Fehrs und Senatorin Ksenija Bekeris vorm Altar im Michel

Rada Aistermann hält ihre Rede.

Die Berufsschülerin des Rauhen Hauses erhält ihren Segen von der Bischöfin. (Fotos & Text: Ann-Christin Baßin)